Palliative Logopädie als selbstständiger Bereich innerhalb der Logopädie ist noch nicht etabliert. Vielmehr führt die Bezeichnung „palliativ“ zu Missverständnissen. Sofort erfolgt die Zuordnung zu Menschen in der Finalphase ihres Lebens und zu der, vielleicht berechtigten, Frage: Was gibt es denn da für die Logopädie noch zu tun? Bevor wir an dieser Stelle schon in einen Diskurs gehen, lassen Sie uns einen Schritt zurücktreten. Was bedeutet „palliativ“ tatsächlich, wie lautet die derzeitige Definition der WHO zu Palliative Care und welche Konsequenzen hat das für die Versorgung mit Menschen, die die Diagnose einer lebenslimitierenden Erkrankung erhalten? In diesem Vortrag begleiten wir Menschen in den jeweiligen Stadien ihres Lebens mit ihren Anliegen bezüglich „Essen und Trinken“, „Kommunikation“, „Mundpflege“ und „Atmung“. Was gibt es für uns, für die Logopädie zu tun, was aber auch zu unterlassen? Mit dieser Frage begeben wir uns in den Kontext der Ethik, in den Diskurs über „Lebensqualität“ und unserer eigenen Herausforderung, sich den großen Themen des Lebens zu stellen. Wie erfahre ich als Therapeut*in meine eigenen Grenzen, wie kann ich gesund bleiben in einem fordernden Therapiesetting? Stellen wir uns der therapeutischen Gretchenfrage: Wie halte ich es mit der Selbstfürsorge? In der Arbeit im Rahmen der Palliativversorgung dient unsere Haltung auch als quasi „Vorbild“ für eine gelingende Angehörigenarbeit. Denn die Angehörigen erhalten durch die WHO Definition (2002) die Anerkennung, die sie verdienen – sie müssen in der Palliative Care genauso mitbedacht werden wie die Betroffenen selber.