Tagungsrückblick
28. Bad Nenndorfer Therapietage 15./16.11.2024: Sprache, Sprachförderung und gesunde Praxiskommunikation
Mit vier Vorträgen sowie insgesamt zehn Info- bzw. anwendungsbezogenen Praxisworkshops.

Es war mittlerweile zur liebgewonnenen Tradition einiger unserer Stammgäste geworden: Das „Come-Together mit Schnittchen und Musik“ in der Aula der Schule Schlaffhorst-Andersen am Freitagabend bot auch dieses Mal ausreichend Gelegenheit zum Wiedersehen und Austausch in entspannter Atmosphäre …
… bevor es dann am Kongresstag den fachlichen Input zu den Themen Sprache, Sprachförderung und gesunde Praxiskommunikation gab. Gesundheit war leider im Vorfeld nicht allen AkteurInnen vergönnt, sodass es zu einigen bedauerlichen, kurzfristigen Ausfällen von Referentinnen kam. Diese zu kompensieren gelang aber sehr gut, nicht zuletzt durch das freundliche und kompetente Einspringen der Hauptrednerin und des Co-Tagungsleiters Michael Helbing.
Ein Highlight war der Eröffnungsvortrag von Frau Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt, die in ihrem Vortrag Sprachgesundheitliche Ungleichheit verstehen ihre Thesen Zur Benachteiligung mehrsprachiger Kinder in der Sprachdiagnostik anschaulich vortrug. Im Anschluss hatte das interessierte Publikum dann die Gelegenheit, die Thematik in der frei gewordenen Workshop-Zeitschiene mit der Referentin zu vertiefen und zu diskutieren.

Wegen Ausfalls des zweiten Vortrags sprang M. Helbing mit seinen Ausführungen zur laryngealen Obstruktion in der Pädiatrie sehr spontan als Redner ein und überzeugte durch anschaulichen Praxisbezug.
In den anschließenden beiden Workshop-Blöcken ging es teils um die Anwendung originärer Methoden aus dem Konzept Schlaffhorst-Andersen: Beim Schwingen mit Kindern in der Therapie (Birgit Disenko (links) und Marie-Luise Waubert de Puiseau) konnten die Übungen mit diversen Medien unter Beteiligung dreier „echter“ Kinder ausprobiert werden.

Dietlind Jacobi leitete nach einer theoretischen Einführung die Übungen für Atmung, Stimme, Sprache als Voraussetzung für Kommunikation unter Anwendung der Atemschriftzeichen an.
Im kurzfristig ins Programm genommenen Workshop Musikalische Sprachförderung (Michael Helbing) erlebten die Teilnehmenden einen sehr bewegten „Tag auf dem Bauernhof“ – live am Klavier begleitet von Dominic Richter.
Die Welt der Kinderbücher in der unterstützten Kommunikation wurde von Lisa Brandl-Sommerfeld erschlossen, die dafür gleich einen ganzen Koffer voller Bilderbücher mitgebracht hatte. Isolde Wurzer informierte über Herausforderungen bei VED und erfolgreich behandeln mit Lautgesten.

Rafaela Elsler ließ ihre Workshop-Teilnehmenden mit vielen praktischen Anteilen die Möglichkeiten von Sprachförderung in therapeutischen und pädagogischen Kontexten erforschen, und zwar am Beispiel der sehr erfolgreichen Sprachferienfreizeiten des Instituts Schlaffhorst-Andersen, die seit über 10 Jahren, in Kooperation mit der Region Hannover, für sprachbenachteiligte Kinder durchgeführt werden. Dies Projekt wurde von ihr auch nochmals im Abschlussvortrag des Kongresstages vorgestellt, indem die rhetorische Frage: Ferienfreizeit als Sprachförderfreizeit? anhand vieler anschaulicher Impressionen eindrücklich bejaht wurde.

Im dritten Themenschwerpunkt, Gesunde Praxiskommunikation, zeigte Lisa Holtmeier mit Worte sind mehr als Sprache auf, wie diese Behandlungserfolge begünstigen können. Birte Heckmann betrachtete The Female Speaker unter den Gesichtspunkten Sozialisation verstehen, von Embodiment profitieren, sprecherisches Potenzial entwickeln. Und Hannah Saskia Scholz analysierte Jenseits von Gendersternchen und Sprachverbot: Geschlecht und Identität in der Kommunikation.



Im Anschluss an die zweite Workshop-Phase schließlich widmete sich Dr. Hanna Ehlert dem hochaktuellen Thema KI in der Logopädie – Eine Einführung zu Potential und Herausforderungen.

Mit dem dba, dem dbl und Logo Deutschland waren dieses Mal drei der relevanten Berufsverbände mit einem Infostand anwesend. Weitere Aussteller waren in bewährter Manier der Freundeskreis der Schule Schlaffhorst-Andersen sowie die Firma Prolog.
Die „Bombe“ platzte zum Schluss: Es wurde ein emotionaler Moment, als Michael Helbing und Sibylle Tormin die Besucherinnen und Besucher wissen ließen, dass sie die Tagungsleitung nach mehreren Jahren abgeben und die BNTT im Jahr 2025 pausieren werden. Dominic Richter untermalte diesen Moment dann noch mit einer stimmungsvoll ins Licht gesetzten Ballade am Flügel.

Im Jahr 2026 werden die Bad Nenndorfer Therapietage unter neuer Leitung und frisch relauncht wiederauferstehen.
Bis dahin! Bleiben Sie uns gewogen,
Ihre/Eure Sibylle Tormin, Institutsleitung
