Ganzheitliche Behandlung bei schweren neurologischen Erkrankungen
Seminarnummer: BNTT 2023 W12
Für die Behandlung schwerer neurologischer Erkrankungen (Aphasie, M. Parkinson, Kleinhirnatrophie, Demenz u.a.) gibt es bezüglich der Sprach- und Sprechtherapie diverse Behandlungsprogramme wie NAT, AOT, MODAK, PACE, MIT, LSVT-Loud und andere.
Nicht selten sind solche PatientInnen multipel belastet (z.B. Aphasie und Demenz), sind bettlägerig, wenig ansprechbar, können kognitiv kaum an der Therapie teilnehmen, oder sind körperlich nicht (mehr) in der Lage, die Grundfunktionen für eine längere Therapieeinheit oder -anforderung bereit zu stellen bzw. aufrecht zu erhalten.
Häufig geht es (auch aufgrund einer nicht steigerungsfähigen Therapiefrequenz) darum, bei den PatientInnen einer möglichen Verschlechterung des Zustandes vorzubeugen oder sie zu verzögern.
Durch ganzheitliche Behandlung, die mehr beinhaltet als nur die üblichen Therapieprogramme, und die auch nichtpflegerische Berührung einschließt, kann die Lebensfreude und Lebensqualität der PatientInnen und damit die Teilhabe verbessert werden.
Ein besonderes Augenmerk sollte in der ganzheitlichen Behandlung auf der Berührung liegen. Bei vielen dieser Patienten liegt ein haptischer Kontakt möglicherweise nur auf der pflegerischen Ebene vor. Eine nichtpflegerische Berührung, die zu dem Menschen hin spürt und sich mit seinem Atem verbindet bzw. diesen unterstützt, kann eine deutliche Belebung und damit zu besseren Voraussetzungen für die anschließende mehr sprach-, sprech- oder auch schluckzentrierte Behandlung des Patienten bewirken.
Es werden Massagetechniken bezüglich Rücken, Extremitäten und Kopf/Gesicht vorgestellt.
Ebenso bewegt Singen, welches ja beide Gehirnhälften des Menschen in Anspruch nimmt bzw. miteinander verbindet, eben auch die Seele und bewirkt damit u.a. eine Gemütsaufhellung und mehr Bereitschaft zum Tun und zur Kooperation.
Darüber hinaus sind weitere Methoden des Konzeptes Schlaffhorst-Andersen (Schwingen, Atemschriftzeichen u.a.), die mit den oben beschriebenen Methoden kombiniert werden, geeignet, Patienten für weitergehende Sprach- oder Sprech- oder auch Schluckübungen zu motivieren bzw. vorzubereiten. Anleihen aus PACE. MODAK, MIT, MST (Manuelle Stimmtherapie) und anderen Therapiemethoden, aber auch aus der Kinesiologie, können hier angewendet werden und werden im Workshop vorgestellt.
Termin: 27. Bad Nenndorfer Therapietage (BNTT) 2023 –
Reflexionen der Schlucktherapie und Behandlung schwerer Erkrankungen
Samstag, 11.11.2022, 15:35 Uhr
Dauer: 55 Minuten
Literaturtipps für die Teilnehmenden
Lang, Antoni, Saatweber, Margarete: Stimme und Atmung, Schulz-Kirchner 2010
Schümann, Gertrude: Die Atemschriftzeichen, kreisende, schwingende und rhythmische Bewegungen verbunden mit Atmung und Stimme, Noetzel, Heinrichshofen-Bücher 1991
Lutz, Luise: Das Schweigen verstehen, 2. Auflage Springer 1998
Schneider, Barbara, Wehmeyer, Meike, Grötzbach, Holger: Aphasie, 6. Auflage Springer 2014
Seydt, Waltraud: Schwingen und Atemmassage, Neckar 1993
Münch, Gabriele: Manuelle Stimmtherapie (MST), eine Therapie, die berührt, 3. Auflage Schulz-Kirchner 2021
Sacks. Oliver: Der einarmige Pianist; Über Musik und das Gehirn, Rowohlt 2008
Altenmüller, Eckart: Musik als emotionale Kommunikation; Musik-Effekte auf Denken und Fühlen, Audio-CD Auditorium 2021