Tagungsbericht 23. Bad Nenndorfer Therapietage
9. bis 10. November 2018

CJD Institut Schlaffhorst-Andersen 

Wie seit mittlerweile über zwei Jahrzehnten, kamen auch in diesem Jahr viele neugierige, fortbildungswillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den 23. Bad Nenndorfer Therapietagen 2018 – Sprache im Fokus des CJD Instituts Schlaffhorst-Andersen. Die Vielfalt an Arbeitsbereichen, aus denen die Teilnehmenden stammten, spricht für ein breit gefächertes Interesse auch angrenzender Berufsgruppen: So waren neben den immer gut vertretenen Atem-, Sprech- und StimmlehrerInnen und LogopädInnen auch akademische SprachtherapeutInnen, SprachheilpädagogInnen, LerntherapeutInnen, mehrere Studierende verschiedener Fachrichtungen und eine Opernsängerin anwesend.

Dieses Mal begannen die Therapietage in der Bad Nenndorfer Wandelhalle mit der Begrüßung und einem Eröffnungsvortrag für alle Teilnehmenden.

Anschließend verteilten sich die die Besucherinnen und Besucher auf fünf Seminarräume, um die je zweitägigen Intensiv-Seminare renommierter Referentinnen und Referenten zu erleben.

Eröffnung und Vortrag:

Nach der Eröffnung der Therapietage durch Tagungsleiterin Sibylle Tormin, einem Grußwort durch den Schulleiter Torsten Lindner und einstimmenden musikalischen Beiträgen begann der erste Tag mit dem Eröffnungsvortrag Mehrsprachigkeit im Fokus des Doktoranden Cyril Wealer aus dem multilingualen Luxemburg. Im Mittelpunkt der so informativen wie humorvollen Ausführungen stand, wie sich Mehrsprachigkeit positiv auf die kindliche Entwicklung (und auch auf die kognitiven Fähigkeiten Erwachsener!) auswirken kann, aber auch, welche Herausforderung sie an Kinder, Eltern und unser Bildungssystem stellt.

Intensivseminare:

Es folgten die fünf je zweitägigen Intensiv-Seminare renommierter Referentinnen und Referenten, zwischen denen die BesucherInnen wählen konnten.

Dr. Lilli Wagner aus München vertiefte das Thema Mehrsprachige Kinder in der logopädischen Praxis: Diagnostik, Therapie, Elternberatung.

Am Beispiel russisch, polnisch, griechisch, spanisch, türkisch und arabisch sprechender Kinder wurden im Seminar praktische Hilfsmittel zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung vorgestellt. Die von der Referentin ausgearbeiteten Instrumente SCREEMIK und SCREEMIK 2 zur Erfassung des individuellen Sprachentwicklungsstandes bei ein- und mehrsprachigen Kindern und zur Erfassung der Erstsprachfähigkeit bei Migrantenkindern durch deutschsprachige Fachpersonen ohne Kenntnisse der Erstsprache des Kindes wurden vorgestellt, wichtige Aspekte der Elternberatung wurden an Fallbeispielen beleuchtet sowie Videobeispiele zur Verdeutlichung der Seminarinhalte eingesetzt.

Im Seminar Aphasie: Therapiegestaltung von globaler Aphasie bis Restaphasie von Frank Ostermann aus Dresden wurden das Störungsbild globale Aphasie und seine therapeutischen Möglichkeiten vorgestellt.

Dabei wurden das Konzept der „Kommunikation mit allen Mitteln“ sowie eine erfolgreiche lange ambulante Therapie nachvollziehbar gemacht und weitere Formen der Therapiegestaltung diskutiert mit dem Ziel, das therapeutische Handwerkszeug zu verbessern. Abschließend ging Ostermann auf Restaphasien und Fragen der beruflichen Wiedereingliederung ein.

Thomas Brauer aus Mainz thematisierte in seinem Seminar das an Bedeutung gewinnende Thema Sprache und Demenz. Am Anfang war das Wort. Was wenn es zerbricht?

Eine der größten Belastungen für die von dementiellen Erkrankungen betroffenen Menschen und ihre pflegenden Angehörigen stellt das Problem dar, nicht mehr in gewohnter Weise mit dem Lebenspartner kommunizieren zu können. Im Seminar wurden diagnostische Verfahren sowie Wege vorgestellt, wie eine auf Teilhabe des dementiellen Menschen ausgerichtete Therapie gestaltet sein muss. Audio- und Video-Beispiele verdeutlichten die Möglichkeiten der logopädischen Intervention. Am Ende des Seminars wurde gemeinsam mit einem Parkinson-Patienten das LSVT Companion demonstriert.

Im Seminar Sprache und Bewegung. Erfahrungen aus der Arbeit mit bewegungsorientierten Behandlungsansätzen in der Sprachtherapie beschäftigten sich Christina Groh und Jenny Wabbel (Wennigsen) mit der Frage, was Bewegung, Bewegungsentwicklung und die Ausbildung eines differenzierten Körperschemas mit der Sprachentwicklung zu tun haben und welche Möglichkeiten eine bewegungsbasierte Sprachtherapie hat.

Durch praktische Übungen aus verschiedenen körper- und bewegungstherapeutischen Ansätzen wurde dies für die Kursteilnehmer erlebbar. Groh und Wabbel verdeutlichten, auf welche Weise sprachtherapeutische Ziele wie Lautanbahnung, phonologische Bewusstheit, der Erwerb morphologisch-syntaktischer Strukturen oder myofunktioneller Kompetenzen durch den Einsatz gezielter Bewegungsübungen erarbeitet werden können und zeigten, wie sie in ihrer Praxis bei unterschiedlichen Störungsbildern in der Kinder- und auch in der Sprachtherapie mit Erwachsenen vorgehen.

Im sehr praxisorientierten Seminar Interaktion und Kommunikation in der Sprach- und Sprechtherapie mit Kindern von Marie-Luise Waubert de Puiseau (Bad Nenndorf) und Franziska Volland (Hannover) schließlich stand die Therapeutin mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt.

Sprach- und Sprechstörungen wurden im Sinne der Kommunikationsstörung betrachtet, der kommunikative Aspekt von Sprache theoretisch und praktisch beleuchtet und das eigene sprachliche Vorbild reflektiert und geübt. Die Wahrnehmung der eigenen kommunikativen Fähigkeiten wurde dadurch geschärft und für die Therapie professionalisiert. Dazu gehörten Kontaktfähigkeit und Stimmklang genauso wie Wortwahl und Ansprache. Anhand von Spielen und Liedern wurde die Variabilität von Kontaktverhalten erweitert und für den Alltag nutzbar gemacht.

Am Samstag Abend verließen die erschöpften, aber bereicherten BesucherInnen die Bad Nenndorfer Wandelhalle nach zwei intensiven, anregenden Fortbildungstagen.

Eindrücke von den 23. Bad Nenndorfer Therapietagen 2018:

In den Pausen konnten die BesucherInnen sich rege miteinander austauschen und dabei neueste Therapiematerialien einsehen und erstehen. Aussteller waren die Firma PROLOG www.prolog-shop.de , Annette Fuhrig mit ihren Impulskarten Ich mach mich stark https://impulskarten-ichmachmichstark.de/ und Kerstin Winterboer mit ihrem Individuellen Verlag https://www.individueller-verlag.de/ .

Wie immer konnte eine kleine Chronik der letzten 15 Jahre Bad Nenndorfer Therapietage an der Wand betrachtet werden und schließlich bot die Firma Hardekopf in den Pausen bewährt leckere Speisen, Getränke und Snacks.

Das Tagungsbüro war von Dorle Meyer und unserer FSJlerin Mattea Grüne besetzt.

Dort konnte man auch Materialien zum Konzept Schlaffhorst-Andersen erstehen.

Insgesamt zehn AssistentInnen sorgten dafür, dass es TeilnehmerInnen und ReferentInnen an nichts fehlte.

Wieder hat das ganze Team hervorragende Arbeit geleistet – vielen Dank dafür!

Sibylle Tormin, Leiterin des CJD Institut Schlaffhorst-Andersen (ISA)