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Mit Prof.Dr. Michael Fuchs und Dr. Ken Roßlau referierten an den 21.Bad Nenndorfer Therapietagen des CJD Instituts Schlaffhorst-Andersen zwei Fachleute zum Themenkomplex „Stimmdiagnostik und –therapie“ vor insgsamt über 270 Atem-, Sprech- und Stimmlehrern, akademischen Sprachtherapeuten, Gesangspädagogen und Logopäden. Am Freitag, dem Seminartag, konnten sich die Teilnehmenden in Intensiv-Seminaren ganztägig mit einem spezifischen Thema vertieft auseinandersetzen. Der Kongresstag wurde vom Tagungsleiter Jens Kramer eröffnet. Nach Worten durch Torsten Lindner (Schulleitung) und einigen einstimmenden musikalischen Beiträgen begann der eigentliche Kongresstag.

Prof.Dr.Michael Fuchs (Universitätsklinikum Leipzig, links) und Jens Kramer (Institutsleitung Schlaffhorst-Andersen). 3
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In seinem sehr anregenden Eröffnungs-Vortrag referierte Prof.Dr. Michael Fuchs vom Universitätsklinikum Leipzig über die „Physiologie und Pathologie der Singstimme im Kindes- und Jugendalter“. Der Vortrag stellte anhand zahlreicher Video- und Audiobeispiele die Entwicklungsdynamik der Singstimme vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen dar. Dabei wurde auf Besonderheiten einzelner Abschnitte wie das Vorschulalter und den Stimmwechsel detailliert eingegangen. Zudem wurden die Chancen und Risiken einer sängerischen Aktivität beleuchtet und Konsequenzen für den Umgang mit der jungen Singstimme in Zusammenarbeit mit Therapeuten und Gesangspädagogen abgeleitet. Im zweiten Teil wurden typische Symptome, diagnostische Optionen und therapeutische und gesangspädagogische Maßnahmen bei Singstimmstörungen aufgezeigt und anhand klinischer Beispiele aus der Spezialsprechstunde für Kinder- und Jugendstimme illustriert.

Mit Julia Lukaschyk, Elin Rittich, Luitgard Janßen, Michael Fuchs, Svea Harre, Sven-Christian Sutmar, Wolfgang Saus, Hanneke Bax und Cordula Klein Goldewijk waren in der anschließenden Seminarphase renommierte DozentInnen aktiv, die vertiefende Inhalte zum Tagungsthema angeboten haben.

Julia Lukaschyk (im Bild) & Elin Rittich arbeiten unter anderem als Referentinnen des CJD Instituts Schlaffhorst-Andersen. Sie beschäftigten sich im 1.Seminar mit der sogenannten evidenzbasierten Stimmtherapie: „Was ist eigentlich Evidenz und wofür brauche ich sie?“ war der Titel ihres Seminars. Im Rahmen des Seminars wurde notwendiges Wissen zur evidenzbasierten Diagnostik und Therapie von Stimmstörungen anhand von Beispielen aus der Stimmtherapie vermittelt. Die TeilnehmerInnen erhielten anwendungsbezogene Tools für ihre praktische Arbeit, die auch im Praxisalltag umgesetzt werden können. Das Seminar hatte seinen Schwerpunkt auf der praktischen Erarbeitung von Prinzipien der Evidenzbasierung.

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Im 2.Seminar beschäftigte sich Luitgard Janßen (links im Bild) mit der Linklater-Methode. In Anlehnung an die sogenannte „Progression“ stellte die Referentin das Konzept von Prof. Kristin Linklater mit dem von ihr entwickelten Stimmtraining vor und gab die Möglichkeit, es in Ansätzen auch praktisch an sich selbst zu erfahren

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Mit der „Praxis der Stimmdiagnostik bei Kindern und Jugendlichen“ beschätigte sich Prof.Dr. Michael Fuchs im 3. Seminar. Inhaltlich war der Fokus auf die Optionen und Besonderheiten der Stimmdiagnostik bei Kindern und Jugendlichen gerichtet. Es  wurden Instrumente der spezifischen Anamneseerhebung und Verlaufsbeobachtung demonstriert und angewandt. Anhand zahlreicher Videobeispiele wurden stroboskopische Befunde erläutert und gemeinsam mit den Teilnehmern analysiert. Die perzeptive Beurteilung des Stimmklangs gesunder und kranker Kinderstimmen wurde anhand von Hörbeispielen mit etablierten Skalen ausführlich geübt. Zudem wurde die Messung von Stimmumfangsprofilen (Stimmfeldern) demonstriert und typische Befunde von Kindern und Jugendlichen interpretiert und ausgewertet.

Im 4.Seminar behandelten Svea Harre & Sven-Christian Sutmar das Thema General Osteopathic Treatment GOT. Ziel dieser Fortbildung war es, den Teilnehmern eine kurze praktische Einführung in das osteopathische Stimmkonzept zu vermitteln. Die Ganzheitliche Osteopathische Therapie (GOT) ist ein Verfahren um Spannungen im Körper zu lösen. Gleichzeitig stellt es eine praktische Möglichkeit zur Befunderhebung und Therapie von Bewegungseinschränkungen des Bewegungsapparates dar. Die Körperarbeit spielt in der Stimmbehandlung eine zentrale Rolle und schafft optimale Voraussetzungen für eine physiologische Phonationsatmung und reguliert Spannungsverhältnisse der an der Stimmgebung beteiligten Muskelgruppen. Es wurde dargestellt, wie sich „Kreisende Bewegungen“ im Sinne des Konzepts Schlafforst- Andersen mit der ganzheitlichen Osteopathischen Therapie verbinden lassen.

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Wolfgang Saus thematisierte mit vielen praktischen Übungen im 5.Seminar die manipulative Kommunikation mit der Sprechstimme. Der Klang der Stimme hat mehr Einfluß auf die Wirkung als der Text. „Mir geht’s gut“ kann man mit Stimmklang leicht in das Gegenteil verwandeln. Das Seminar gab Einblick in die manipulativen Möglichkeiten des Stimmklangs, wie man sie gezielt einsetzt oder sich davor schützt. Mit Raumklangvorstellungen und empathischem Hören wurden mächtige Werkzeuge vorgestellt, die die Aufmerksamkeit von Hörern lenken können.8

Hanneke Bax & Cordula Klein Goldewijk aus den Niederlanden beschäftigten sich im 6.Seminar mit dem ThemaSing with confidence – A multidisciplinary approach for singers with stage fright“. In diesem englischsprachigen Seminar wurde mit Hilfe evidenzbasierter Methoden vorgestellt, wie Auftritte auf der Bühne sicher umgesetzt werden können. Viele praxisorientierte Hilfestellungen wurden geboten, die für die Teilnehmer hilfreich für die eigene Arbeit sind.

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„Mit Musik aus dem Mittag“ konnten sich die Teilnehmer unter Anleitung von Julia Toubekis-Baumgardt (Bild unten) für die zweite Seminarphase aktivieren. Das bewegende Angebot wurde von einem Großteil der Tagungsteilnehmer genutzt.

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Der Kongresstag endete mit dem Abschluss-Vortrag von Dr. Ken Roßlau. „Die Betreuung der erkrankten Sängerstimme – Grenzbereich zwischen Diagnostik, Therapie und Pädagogik“ lautete der Titel seiner Veranstaltung. Es wurden die Besonderheiten im Umgang mit erkrankten Sängerinnen und Sängern für die ärztliche Diagnostik, aber auch für die Therapieplanung und die langfristige stimmtechnische Optimierung erörtert. Mit Hilfe von Fallbeispiele mit möglichen Behandlungsverläufen wurde ein Eindruck von der hochsensiblen Arbeit mit diesem Klientel gegeben.

 

Damit endete der Kongresstag der 21.Bad Nenndorfer Therpietage.

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Seminartag

 

Bereits am Tag zuvor hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich in eintägigen Seminaren im Rahmen des Seminartages intensiv fortzubilden.
Luitgard Janßen bot dazu ein umfassendes Seminar zur Einführung in die Linklater-Methode an.

Wolfgang Saus stellte dar, warum jeder Stimmprofi Obertongesang lernen sollte und Sven-Christian Sutmar & Svea Harre beschäftigten sich mit der Frage, ob osteopathische Techniken für die Stimmbehandlung nutzbar sind.

Darüberhinaus gab es ein Seminar von Bettina Schulten, das sich mit dem Zusammenhang von Beckenboden und Stimme beschäftigte. Die drei Schichten des Beckenbodens sind reflektorisch mit der Spannung von Kehlkopf, Zunge, Kiefer und Stirn, mit der Aufrichtung von Schulter- und Beckengürtel sowie dem Gesamtkörpertonus verbunden. Bettina Schulten_09_retSie bilden einen Teil der flexiblen Atemstütze für die Stimme. Stimmtherapeutische Themen wie z.B. Indifferenzlage, Stimmbandschluss und Lautstärke lassen sich über Beckenboden aktivierende Übungen erarbeiten. In diesem Kurs wurden sowohl allgemeine Übungen, wie auch den Beckenboden in drei Schichten differenzierende Übungen, vorgestellt. Die TeilnehmerInnen erhielten Raum, damit zu experimentieren, bei sich und bei anderen zu hören, ob und wie die Stimmgebung mit dem Beckenboden verbunden ist.

Prof.Stefan Wiefel beschäftigte sich in seinem Seminar mit dem Sprechen im Alltag wie auf der Bühne. Das Ziel jeder Sprechhandlung ist: sie will den Anderen bewegen. Sprechen ist ein sowohl körperlich als auch sprachlich offensives, konkretes Kommunikationsverhalten. Das Sprechen auf der Bühne erfordert im Vergleich zum Alltagssprechen eine erhöhte Grundspannung. In diesem Seminar wurden körperorientierte Atem- und Stimmübungen angeboten, die geeignet sind, diese erhöhte Grundspannung zu erarbeiten, ohne zu verkrampfen. In einem zweiten Themenschwerpunkt wurde praktisch an Texten gearbeitet.

Portrait Stefan

Ein weiteres Ganztagesseminar hatte den Titel „Lust auf Sound – Schlaffhorst-Andersen meets CVT“ und wurde von Julia Toubekis-Baumgardt & Ellen Brandstetter geleitet.

Ellen Brandstetter  Julia Toubekis-Baumgardt

Es wurden die Möglichkeiten des individuellen Sounddesigns praktisch-theoretisch funktional, emotional und klanglich behandelt. Wie weit reicht die Genre-Abhängigkeit und wo bleibt die Authentizität des Sängers? Welche Stimm-Sounds sind nötig, wie kann man sie gesund bilden und wie Sicherheit gewinnen im Navigieren zwischen gesanglicher Hochleistung und physiologischer Stimmbildung? Das Zusammentreffen Schlaffhorst-Andersen und CVT ist vielversprechend und spannend. Im Konzept Schlaffhorst-Andersen wurden im Seminar gemeinsam eine Reihe von Möglichkeiten zur Regeneration im Tun entwickelt und Schwerpunkte gesetzt ohne dem Genre klanglich untreu werden zu müssen. Die Complete Vocal Technique (CVT) bietet konkrete Tools und Navigationsmöglichkeiten für gesundes Singen mit besonderen Klängen und Sounds. Dies alles wurde im Seminar praxisorientiert zur Anwendung gebracht.

Nach all diesen umfassenden Fortbildungen endeten, die durch das CJD Institut Schlaffhorst-Andersen (ISA) organisierten Bad Nenndorfer Therapietage mit praktischen, wie auch theoretischen Auseinandersetzungen mit diversen Inhalten zum Themenkomplex „BeStimmt“ – Pädagogik und Therapie im Gegenstandsfeld Stimme.

 

Die folgenden 22. Bad Nenndorfer Therapietag werden vom 8. Nov. – 10. Nov. 2017 erneut in der Wandelhalle von Bad Nenndorf stattfinden. Der Titel der folgenden Tagung lautet: „Vielfalt in der Therapie“ – Diagnostik und Therapie im sprach- und stimmtherapeutischen Arbeitsfeld.

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Als Referentinnen konnten wir bereits Margit Berg, Barbara Zollinger, Evemarie Haupt, Jutta Talley, Wolfgang Saus, Ruth Seebauer, Cyril Wealer, Brigitte Appelbaum und Sybille Umlauf gewinnen. Auch bei diesen Therapietagen wird auf zwei Seminartage wieder ein Kongresstag folgen.

 

 

 

Eindrücke von den 21. Bad Nenndorfer Therapietagen

Das Tagungsbüro wurde von Dorle Meyer (links) und unserer FSJlerin Kristina Schkurin betreut; bei Ihnen konnten sich die Teilnehmenden Antworten auf alle erdenklichen Fragen holen. bild-1

Auch dieses Jahr wurden wir wieder vom Catering-Unternehmen der Fa. Hardekopf kulinarisch exzellent versorgt…

Beim Essen in den Pausen, aber auch in den Workshops gab es diverse Möglichkeiten sich mit alten Bekannten und KollegInnen treffen und sich auszutauschen.

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Eine Reihe von Ausstellern stellten Ihre Produkte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Bad Nenndorfer Therapietage vor.

Wiederum dabei war die Fach-Buchhandlung Diana Künne aus Wegberg (Rheinland) die mit Ihrem Angebot inzwischen zu einem festen und gern besuchten Bestandteil des Therapietages. Nähere Informationen unter www.dianakuenne.de bild-5

 

bild-3 Die Firma PROLOG stellte auf ihrem Stand aktuelle Therapiematerialien sowie Literatur vor. Viele Fachleute informierten sich über aktuelle Methoden zur Förderung und erweiterten ihre heimischen Praxisbestände. Nähere Informationen

unter www.prolog-shop.de

Zum zweiten Mal dabei war der Individuelle Verlag mit Kerstin Winterboer. Ihr Angebot bereicherte die Bad Nenndorfer Therapietage.
Nähere Informationen unter
www.individueller-verlag.de
 

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7 Ebenfalls zum zweiten Mal war die Fa. Epitech mit ihren Kommunikationshilfen auf den Therapietagen. Der Stand wurde von unserem ehemaligen Absolventen Marcus Becker betreut, der sich inzwischen auf diesen Arbeitsbereich spezialisiert hat. Nähere Informationen unter www.epitech.de
Neu dabei war war Anja Wrede von der Edition Siebenschläfer. Auch sie stellte ihre Produkte dem Fachpublikum vor.
Nähere Informationen unter www.edition-siebenschläfer.de
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9 Ebenfalls neu dabei war Annette Fuhrig mit ihren Impulskarten: Ich mach mich stark.

Nähere Informationen unter

www.impulskarten-ichmachmichstark.de

Die vielen besonderen Eindrücke hat Julia Werth für uns festgehalten.

Vielen Dank dafür.

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Das BNTT-Team 2016:

Auch dieses Jahr wären die Bad Nenndorfer ohne die vielen fleißigen Hände unserer Assistentinnen nicht umsetzbar gewesen. Dank der umfassenden Hilfe und dem verantwortlichen Miteinander sind die Bad Nenndorfer Therapietage so gut gelungen.

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Von links nach rechts: Dorle Meyer, Jetty Hübner, Leah Rohdenburg, Ronja Kuntze, Sayana Stanelle, Annegret Müller, Britta Huss, Imke Schubert, Nele Schulz, Kristina Schkurin, Liane Rezlaw und Jens Kramer.